
Der Kölner Reichstagsabgeordnete Eugen von Kesseler ließ 1879/80 ein Sommerdomizil nach dem Vorbild der damals in Westpreußen und heutigen polnischen Malbork – mittlerweile Partnerstadt von Monheim am Rhein – stehenden Marienburg errichten. Federführend für die Planung war der Architekt August Carl Lange.
Die rote Backsteinfassade, der treppenförmige Giebel, der Aussichtspunkt über dem Eingang, von dem aus an klaren Tagen der Blick bis zum Kölner Dom schweift: Die Marienburg beeindruckt noch heute: Mit dem 1,7 Hektar großen Parkgelände erinnert sie noch heute an den preußischen Einfluss im Rheinland.
Die Marienburg war als Stammsitz der stattlichen Familie von Kesseler angelegt. Eugen und Franziska von Kesseler zogen immerhin 13 Kinder groß. Er besaß das größte Bauerngut weit und breit – den Großen Hof, heute an der Hofstraße gelegen. Zugleich amtierte Eugen von Kesseler als Königlich Preußischer Landgerichtsrat in Köln. Er vertrat den Wahlkreis Bonn-Rheinbach im Abgeordnetenhaus, war Mitbegründer der konservativen Zentrums-Partei und von 1871 bis 1884 sogar Reichstagsabgeordneter. Ein vielbeschäftigter Familienvater mit dem sehnlichsten Wunsch, sich einen Rückzugsraum zu schaffen.
Im Zweiten Weltkrieg diente der Turm als Flakstellung und 1945 wurde die Turmhaube weggeschossen. Der heutige Eigentümer, Paul Vogel, ließ den Turm restaurieren. Bis 1982 war die Marienburg in Familienhand. Dann starb die letzte Nachfahrin des Königlich Preußischen Landgerichtsrats, Elisabeth von Kesseler.
Mitte der 1980er machte die Burg pikante Schlagzeilen in der Boulevardpresse: Denn in den preußischen Gemäuern wurde von den damaligen Pächtern ein Erotik-Etablissement betrieben. Gewitzte Beamte des Monheimer Rathaus konnten den Betrieb aufgrund einer fehlenden Schanklizenz jedoch stoppen. Die Marienburg blieb in Privatbesitz und der Park wurde 2002 von der Stadt Monheim, im Zuge der Landesgartenschau Euroga, erworben und ist seitdem öffentlich zugänglich. Mit dem heutigen Pächter Alexander Zimmer wird die Marienburg als Tagungshaus und als Eventstätte genutzt.
Text: Rheinische Post/Foto: P. Meurer, Berlin/Deutsche Bauzeitung